Nachhaltigkeit als Reise

Kai Platschke @ teamdecoder
3 min readJan 4, 2020

(Auszug aus meine Buch “Nachhaltigkeit als Markenpurpose” — ab sofort vorbestellbar unter http://NAMP.platschke.de)

Wir sind alle auf der Reise zu mehr Nachhaltigkeit in unserem Leben. Der oder die eine hat es schon gemerkt, der oder die andere noch nicht, der oder die eine hat gerade mal angefangen, den Müll zu trennen (Step 1), der oder die andere bereits aufgehört, nach Bali in den Urlaub zu fliegen wegen des immensen CO2 Verbrauchs des Fluges (Step 9.999). Manch einer hat bereits begonnen, keine Plastiktüten mehr zu benutzen (Step 2), oder auch keine kleinen Obst-Beutelchen mehr von der Frischetheke (Step 3). Wenn Fleisch, dann nur noch “gutes” und dann eben nur noch ein Mal die Woche, weil es so teuer ist (Step 4), oder ganz vegetarisch ernähren (Step 5) oder eben gleich vegan (Step 199). Diese Reise ist individuell jedes mal anders, aber sie ist immer da. Jeder ist auf dieser Reise.

Abbildung: Die Reise zu mehr Nachhaltigkeit, nur eines von vielen möglichen Szenarien — Menschen

Und Unternehmen sind auf genau derselben Reise. Hier nur einige Beispiel, die ich in der Praxis immer wieder sehe:

  • Heute mal im Einkauf gefragt, ob man statt X nicht auch Y bekommen könnte
  • Mit den Verpackungsdesignern ein Monomasterial Plastik ausgesucht, was besser zu recyceln ist
  • Die Tomaten mal beim lokalen Bauern eingekauft
  • Die kleinen Dosenmilch-Portions-Einheiten in der Kantine ausgemustert
  • Keine Plastikflaschen mehr in Meetings
  • Doch eine Solar-Anlage für das Dach bestellt
  • oder eine Biogas Anlage
  • Eine Recherche angestoßen, was passieren würde, wenn man alles generell ohne Palmöl herstellen würde
  • Mal nachgefragt, wer die einzelnen Lieferanten eigentlich sind und schwarze Schafe ausgemustert …
  • Und so weiter, und so weiter.

Nehmen Sie sich doch kurz 5 Minuten — mehr brauchen wir hier nicht — und schreiben eine kurze Liste mit 5 Punkten, in dem Stil wie meine kleine Liste, mit nachhaltigen Ideen, die sie jetzt sofort bei ihnen im Unternehmen anstoßen könnten, ohne auch nur einen einzigen Gedanken an einen Konsumenten zu “verschwenden”:

Abbildung: 5 nachhaltige Ideen für Jetzt, intrinsisch motiviert — Unternehmen

Das Schöne an der Reise-Metapher ist, dass man den Konsumenten mal nicht als Zielgruppe, sondern als Reisegefährten sehen kann, der dasselbe Ziel hat, wie man selbst. So können sie sich näher sein, als sie es mit Werbung je sein konnten. Und die Chance, eine ehrliche, langfristige Beziehung aufzubauen, ist unter diesen Bedingungen sogar einfacher, als im klassischen Verdrängungswettbewerb um emotional End-Benefits, Reason Whys und Tonalitäten.

Wir werden uns später in der Relevanzmethode viel mit den begriffen “Rolle” und “Verhalten” auseinandersetzen. Die Tatsache, dass Nachhaltigkeit für Konsumenten eine Reise ist, gibt Unternehmen vielerlei Möglichkeiten, diese Reise zu unterstützen. Zum Beispiel indem man Ziele zeigt, Wege dorthin aufmacht, Etappenziele steckt, Tickets für die nächste Station vergibt, Transportmittel zur Verfügung stellt, und so weiter.

Wenn die Leute Müll trennen, Plastik vermeiden, Fleisch reduzieren und elektrisch fahren wollen, können Unternehmen sich überlegen, wie sie sie dabei unterstützen wollen — und damit meine ich nicht, indem sie ihnen ihre Produkte aufdrängen, sondern wie sie aus intrinsischer Motivation Missstände wie Massentierhaltung und Plastikmüll angehen und das erlangte Wissen gleichzeitig den Menschen zur Verfügung stellen, um ihnen auf deren Reise zu helfen. So kann das System der verteilten Verantwortung rund laufen und die Nachhaltigkeit weiter bringen.

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Kai Platschke @ teamdecoder

Independent business consultant for brand strategy, sustainability and org design. Founder of www.teamdecoder.com